Gründung der Waltringer Schule
Waltringen gehörte von frühester Zeit zum Kirchspiel und zur Pfarrei Bremen. Nach der Reformation wurden die Landpfarrer angehalten, dafür Sorge zu tragen, dass die Kinder im Lesen, Schreiben, Rechnen und Katechismus unterrichtet wurden. Der Bremer Küster und später ein eigens eingestellter Lehrer übernahmen diese Aufgabe, aber bei fast 200 Schülerinnen und Schülern war dies ein hoffnungsloses Unterfangen, zumal die meisten Kinder für häusliche Arbeiten, u.a. Hüten, herangezogen wurden. Da auch der Schulweg von den Nachbardörfern nach Bremen vormittags und nachmittags zurückgelegt werden musste, blieben wegen der schlechten Kleidung und des matschigen Weges die Kinder der Schule fern. Pfarrer Nortberg versuchte, durch das Devotessen-Institut dem mangelnden Schulbesuch abzuhelfen. Auf den Dörfern, so auch in Waltringen, war eine ehrbare Jungfrau, außer dem Gebet und der Armenfürsorge, verpflichtet, den Kindern das Lesen und Schreiben beizubringen. Da sie selber keine Ausbildung erhalten hatte, war sie den Kindern nur behilflich, die Grundvoraussetzungen zu erlernen. Als die Regierung in Arnsberg um 1802 die Pfarrer anwies, sich verstärkt den Schulangelegenheiten zu widmen und neue Schulen anzulegen, wird die Devotesse Elisabeth Kerchhof (50 Jahre alt) in ihrer „Unternehmung und Bemühung als löblich" bezeichnet. Als Schulgeld bekam sie von jedem Schulkind 30 Stüber (36 Stüber = I Reichsthaler). Bei der Planung von Nebenschulen in den Filialorten war Waltringen bereit, als damals größter Ort im Kirchspiel Bremen ein eigenes Schulsystem zu bilden.
Im gleichen Jahr aber erreichte den Schulrat in Arnsberg die Eingabe, Waltringen mit Lüttringen, Füchten, Füchtener Heide und den Fürstenbergischen Häusern dem Schulbezirk Hünningen zuzuordnen. Der Weg dorthin aber wird, besonders im Winter, als zu beschwerlich angesehen, da der Bach „oft anschwillt und ein Brückenbau zwecklos" ist.
Im Beisein des Vorstehers Joann Henrich Keggenhoff erklärten die Hofbesitzer Lüisse, Hertin, Rosenbaum, Olmes, Spiekermann, Holmann, Voß, Dirckes, Harde, Scheper, Hermann Keggenhoff, Krehe, Sprincke, Kieker, Westhoff, Schüngelmann, Luig und Kimisern, dass Waltringen eine eigene Schule erhalten und der Lehrer mit 45 Reichsthalern (jeweils zu Martini 11.11.) entlohnt werden soll. Ferner werden ihm Brennholz, Acker und Garten sowie freie Wohnung zugesagt. Diese Erklärung gaben die genannten Waltringer am 26.07.1802 vor dem Richter Floret in Werl ab. Schon am 20.01.1803 wurde ein „Riß zum Schulhaus" (Bauzeichnung, Bauantrag) angefordert. Am 15. Dezember des gleichen Jahres stand der Fachwerkschulbau „auf den Pösten". Der Schulbau wurde mit Mitteln aus dem Kapellenfonds (mit 14 von 41 Reichsthalern) unterstützt.
Gründungsurkunde von 1802
Lehrer 1802 - 1918
Bis zum Sommer 1810 — Unterricht fand zur damaligen Zeit von Michaelis bis Mariä Verkündigung (30.09 bis 25.03) statt — war ein Lehrer Bauret tätig, der vor den Revolutionskriegen zu Luxemburg als Landmesser beeidigt worden war, mit 39 Jahren dann nach Waltringen kam. Er hatte in der Nähe von Wipperfürth geheiratet und brachte 4 Kinder mit sich.
„Seine Begriffe sind verworren, im Lesen, Schreiben, Rechnen ziemlich geübt". So wurde er beurteilt vom Mendener Pfarrer und unter die Aufsicht von Pfarrer Krafft in Bremen gestellt.
1805 beschwerte sich der neu eingestellte Lehrer, dass sein Gehalt noch mit 60 Reichsthalern im Rückstand sei, der Schweinestall noch nicht sei, die Dachrinne am Kuhstall fehle und kein Brennholz vorhanden sei.
Ab 1807 wurden Klagen über Lehrer Bauret laut. Pfarrer Krafft Luid schlug vor, die Kinder nach Bremen zu schicken. Die Gemeinde Waltringen aber schloss einen Kompromiss mit dem Lehrer, Bauret durfte bleiben, wenn er auf die Forderung von 100 Reichsthalern verzichtete. Er übernahm Geometerarbeiten (Vermessertätigkeiten), wurde für die Flurbücher verantwortlich. Sodann aber verfiel er wohl dem Alkohol, wurde als Fremder gemieden, bespöttelt und arm.
Da die Waltringer Schulstelle eine kleine, karg dotierte Stelle war, fand sich kein Neubewerber. So wurde der Sohn des Waltringer Schultheißen (Bürgermeister) Heinrich Jasper genannt Hollmann, geprüft und provisorisch am 08.05.1810 mit der Schule betraut. Er war 1 7/18 Jahre und machte noch „viele Fehler". Die 2. (Lehrer)-Prüfung erfolgte am 02.09.1810.
Im 19. Jahrhundert sind vor allem der Lehrer Schröer und sein Nachfolger und Schwiegersohn Hüsten die prägenden Lehrpersonen im Dorf.
Ab 18.11.1826 findet sich ein Lehrer Schröer in den Aufzeichnungen. Die Schulakte weist 1867 insgesamt 64 Schüler aus, 32 Jungen und 32 Mädchen. 1882 sind es 63 Schüler.
Aus der Ferienordnung (1875) erfahren wir, dass auch schulfrei ist aus Anlass des Geburtstages seiner Majestät des Kaisers und Königs und am Sedanstag (2. September). Am 06.10.1876 schrieben die Schulvorstandsmitglieder Schüngelmann und Diers an den Landrat, dass die Herbstferien vom 25.09.- 14.10. um 8 Tage verlängert werden sollen, weil „wegen des anhaltenden Regenwetters die Kartoffelernte noch im Gang ist und die Kinder wegen des großen Futtermangels in diesem Jahr ganz besonders das Vieh länger hüten" müssen.
Einen außergewöhnlichen Grund für eine Ferienverschiebung reichte Lehrer Hüsten am 05.06.1893 beim Schulvorstand ein: den Besuch einer Wasser-Heil-Anstalt nach Kneipp'scher Methode. Deshalb bat er um Ferien vom 01.-21.08., damit er am 01.08. die Kur beginnen könne. Die 2. Ferien wünschte er vom 04./06.10., da „hier die Kartoffelernte erst gewöhnlich mit dem 08.10. beginnt und bis zum 20.10. dauert".
Oft nur kurze Zeit waren die Vorgänger des Lehrers Raulf im Ort, bevor sie an andere Schulen versetzt wurden, da sie im Schulhaus keine mit mehr passende Wohnung fanden und auch keine Familie gründen konnten.
Ab dem 01.04.1908 ist Theodor Schulte (ledig) mit 882 Mark Gehalt im Lehrerverzeichnis aufgeführt; eine Clara Grewe gab Nähunterricht und erhielt dafür 45 Mark. Zuvor — im Jahr 1907 — war ein Lehrer Oberstadt als Vertreter tätig.
Lehrer Kaspar Hoffknecht folgte ab dem 01.12.1909 als gerade Zwanzigjähriger. Sein Nachfolger war Heinrich Mertens, der am 01.10.1911 seinen Dienst aufnahm. Der Clara Grewe als Mitarbeiterin für Handarbeitsunterricht und Hauswirtschaft folgte Anna Lenze.
Foto: Dorfschule Waltringen mit Lehrer Theodor Schulte von 1908
Schulbau 1858
Der 1803 erstellten 1. Schule folgt ein Neubau 1858 von „13 Meter Länge und 12 Meter Breite". Nur die Lehrerwohnung war unterkellert. Der Eingang zum Schulzimmer ging mitten durch die Lehrerwohnung.
„24 3-sitzige und 4-sitzige Bänke. Spucknapf vorhanden. Aborte je 2 Sitze für Knaben und Mädchen, primitive Brettsitze über zementierter Grube", so heißt es in dem Bericht des Kreisarztes vom 01.08.1912.
Nahe der Schule war ein Brunnen von 18 m Tiefe mit aufstehender Pumpe, das Wasser hatte eine gute Qualität. 79 Kinder wurden damals gezählt, indes fehlten 2 wegen Ernteurlaub. Der Arzt bewertete Reinlichkeit und Ernährung mit „gut", stellte fest, dass kein Kind krank, kurzsichtig oder schwerhörig war. „Eines stottert. In den letzten 10 Jahren herrschte keine Epidemie. Schulschließungen waren nicht erforderlich", so schließt der Prüfungsbericht vom 01.08.1912.
Die 86 Kinder wurden seit 01.04.1913 von Otto Wamers unterrichtet, der aber am 01.08.1914 zum „Heeresdienst" eingezogen wurde. In dieser Zeit sind ein Lehrer Hesse und Anna Weigang als Schulamtsbewerberin tätig.
1919 - 1945
Ab 01.01.1919 nahm Otto Wamers den Schuldienst wieder auf, nachdem er am 04.12.1918 aus dem Heeresdienst entlassen worden war. Ab dem 01.10.1919 wurde Lehrer Wamers auf eigenen Antrag ständiges Mitglied des Schulvorstandes. 1920 heiratete Lehrer Wamers; die Wohnung musste nun bewohnbar gemacht werden (da viele Jahre die unverheirateten Lehrer, außer Schröer und dessen Nachfolger und Schwiegersohn Hüsten, dort nicht wohnten). Der Klempnermeister Schröder aus Wickede, der Schlosser Dröge aus Werl, ein Dachdecker Brambring wurden tätig. Ein neuer Zaun wurde von Kerstin, Waltringen, gefertigt. Die Kosten für die Lehrerwohnung einschl. notwendiger Reparaturen wurden auf 30.000,- Reichsmark geschätzt. Zu diesem Zeitpunkt zählten 404 Einwohner (59 Schulkinder) zu Waltringen. Die wirtschaftliche Lage wird wie folgt beschrieben: „ungünstige Wirtschaftsverhältnisse, hohe Belastung der Landwirtschaft; Waltringen liegt im Notgebiet." Die Schulsituation findet folgende Bewertung: Waltringen gehört zu den minderwertigen Schulen des Bezirks. Seit jeher haben die Lehrer geklagt über die geringe Teilnahme der Eltern an der Schularbeit und die Ausnutzung der Kinder zur Feldarbeit. Hausarbeiten werden dort sehr wenig gemacht." Die Vertretung für den erkrankten Lehrer Otto Wamers übernahm ab November 1930 Schulamtsbewerber Anton Raulf. Von der Krankheit erholt, wechselte Otto Wamers nach Niedermarsberg zum 01.04.1931. Es erfolgte eine Stellenausschreibung mit den Hinweisen: „404 Einwohner, Bahnhof Wickede 4,5 km, Orgelspielen dringend erwünscht, 6 Ar Garten, 9 Ar Dienstland für 42 Mark." Mit Wirkung vom 1.9.1931 wurde durch die Regierung Erich Heinemann in die Schulleiterstelle berufen, der Waltringer Schulvorstand hatte jedoch zuvor am 03.08.1931 Anton Raulf gewählt, der „schon als Vertreter des erkrankten Wamers in Waltringen tätig war und große Sympathien der Kinder und Eltern hatte." Die Waltringer setzten sich schließlich durch. Die Regierung hob ihren eigenen Beschluß auf, versetzte Lehrer Heinemann nach Endorf und war mit Anton Raulf für Waltringen schließlich einverstanden.
Lehrer Raulf ordnete die Schülerbücherei neu und kaufte eine neue Deutschlandkarte. 1935 kamen Maria Mönnighoff aus Blumenthal, 1936 Kaspar und Gertrud Bühner von der Bremer Heide, 1937 Franziska Bühner, Franz Mönnighoff sowie Carola und Friedrich Mönnighoff als Gastschulkinder nach Waltringen. Am 16.10.1936 begann um 8.30 Uhr die Einweihungsfeier des Schulerweiterungsbaues.
Unter Vorsitz des Bürgermeisters Luig beschloss der Gemeinderat am 13.03.1938, eine 2. Lehrerstelle einzurichten. Im Protokoll sind Bürgermeister Luig, die Mitglieder Gretenkort, Topp, Hering, Luig (Vierhausen) sowie die Schulbeiräte Keggenhoff und Hahne verzeichnet.
Wörtlich heißt es in der Ausschreibung: „Lehrerin gesucht zum neuen Schuljahr, unverheiratet (mit Anhang: Mutter, Schwester); Führung der Jungmädel, Einrichtung des Frauenwerks, Arbeiten einer Sachbearbeiterin im Luftschutz."
1945 - 1969
Das Kriegsgeschehen beeinträchtigte auch den Schulalltag in Waltringen. Auch die Schule erhielt einen schweren Treffer, wodurch das Dach, die oberen Wohnräume und die Möbel des Lehrers schwer beschädigt wurden. Von April 1945 bis März 1946 war das ganze Schulgebäude erst mit amerikanischen, dann mit englischen Soldaten belegt. Die Kinder wurden im Vereinshaus unterrichtet. Der Erziehungsoffizier der Militärregierung und die Regierung Arnsberg erließen eine entsprechende Verfügung.
Die Lehrerfamilie wohnte in der Zeit bei der Familie Josef Tillmann. Der Lehrer selbst war vom 01.04.1945 bis 11.03.1946 in amerikanischer Kriegsgefangenschaft in Frankreich (in Balboe und Le Mans)
1949 erhielt die Schule für ein Schuljahr eine 3. Lehrerstelle, Lehrer Hanke (bisher Oberense und Bremen) wird zusätzlich tätig als evangelischer Religionslehrer für das ganze Amt Bremen mit Sitz in Waltringen bei 103 Schülern und 584 Einwohnern. Die wörtliche Beschreibung des Ortes lautet: „Die Bevölkerung setzt sich zusammen aus ca. 60 % kleineren Landwirten und 40 % Arbeitern, die auswärts ihren Verdienst suchen müssen. Durch Kriegseinwirkungen hat die Gemeinde stark gelitten, ca. 15 Besitzungen wurden zerstört. Die Schulgebäude wurden dabei stark in Mitleidenschaft gezogen und erfordern hohen Aufwand, zumal das völlig zerfallene Abortgebäude dringend erneuert werden muß."
Der Kostenvoranschlag für die dringenden Reparaturen belief sich auf 4.500,00 DM. Am 31.03.1954 schied sodann die Lehrerin, Frau Risse geb. Walter, aus dem Dienst; die Stelle wurde ausgeschrieben für eine „kath., ledige Lehrerin mit Familienanhang (3 Zimmer und Kochecke)" , aber die geeignete Stellenbesetzung erwies sich als sehr schwierig.
1965 wurde die Schule noch mit Landesmittel instandgesetzt. Eine Auflösung aber zeichnete sich ab. Nach der Pensionierung Lehrer Raulfs wurde die Schule nur „durchgezogen", Junglehrer und von Nachbarschulen abgeordnete Lehrer blieben nur kurz, eine erzieherische gedeihliche Arbeit war ausgeschlossen.
Foto "Werler Anzeiger" von 1954
Fotos "Werler Anzeiger" von 1956
„Frl. Erner und Junglehrer Brass haben eine Versetzung nach Werl beantrag", heißt es in der Schulakte, „sicher ist, dass die Schule Waltringen auf die Dauer nicht bestehen bleibt und eine Angliederung an ein größeres System erfolgt." Am Mittwoch, dem 16.02.1966, fand eine Elternversammlung im Vereinshaus statt. Gefordert wurde die Beibehaltung des Schulunterrichts für alle Klassen in Waltringen. Die Waltringer Gemeindevertretung befasste sich am 16.03.1966 mit dem Thema, ebenso am 30.03. in einer außerordentlichen Sitzung, mit der Entschließung, dass die 61 Kinder in den Jahrgängen I-8 weiterhin in Waltringen unterrichtet werden sollen. Da aber kein neuer Lehrer für Waltringen sich meldete oder vorgeschlagen wurde, änderte sich die Lage.
Am 24.08.1966 wurde sodann von der Gemeindevertretung Waltringen der entscheidende einstimmige Beschluss gefasst: „Die Kath. Volksschule Waltringen wird aufgelöst. Die Gemeinde Waltringen ist grundsätzlich bereit, dem Schulverband Bremen beizutreten. Die Kinder der Jahrgänge 5 - 9 werden nach den Sommerferien in die Kath. Volksschule in Bremen eingeschult. Die Kinder der Jahrgänge 1 - 4 sollen so lange wie möglich als Teil der Kath. Volksschule in Bremen in einem Klassenraum in Waltringen unterrichtet werden. Das Schulgrundstück in Waltringen soll zunächst noch Eigentum der Gemeinde Waltringen bleiben." In geheimer Abstimmung gaben alle 7 Gemeindevertreter dieser Regelung ihre Zustimmung. Die Landesregierung beschloss ab 1966 die Einführung einer neunjährigen Schulpflichtzeit und gleichzeitig die Umstellung des Schuljahres vom Oster- auf den Herbstbeginn. Über 150 Jahre konnten die Waltringer Kinder im Dorf ihre Elementarbildung erwerben. Neben den drei Lehrern Schröer, Hüsten und Raulf, die zusammen fast 100 Jahre unterrichteten, bemühten sich andere für kürzere Zeit um die Schuljugend. Der Elan der Gründungszeit hielt sich bis in die Zeit, da durch größere Schulsysteme ein differenziertes Ausbildungsprofil notwendig wurde. Familie Teuber wohnte bis 1967 in der alten Schule.
Quelle: Festschrift zum 300- jährigen Jubiläum der St. Marien -Schützenbruderschaft Waltringen mit Ergänzungen
1969 - heute
Die Schule wurde 1969 geschlossen. Die Kinder besuchten zukünftig die Grundschule Lüttringen/Hünningen. Bis zu dem Zeitpunkt wurden 4 Grundschulklassen unterrichtet.
In der heutigen Zeit kaum vorstellbar, 4 Klassen in einem Raum. Einige mussten Stillarbeit verrichten und andere Kopfrechnen. Die letzte Lehrerin war Adelheid Heßler (geb. Peters). Es gab einmal im Jahr einen Impftermin in der Schule an dem alle Kinder die notwendigen Impfungen erhielten. Damals wurde noch gegen Pocken geimpft. Im Flur stand ein Wasserspender, der für alle Kinder zugänglich war. Kakao und Milch wurde zentral für alle beschafft. Auf dem Schulhof wurde noch Völkerball gespielt. Es gab einen Sandkasten mit Turn- und Klettergerüst, ansonsten gab es einen separaten Raum im Schulgebäude für „Leibesübungen“.
Das Schulgebäude stand einige Zeit leer. Der Anbau wurde zwischenzeitlich als Jugendheim genutzt. Das Toilettengebäude wurde abgerissen. Die Schulwiese wurde bebaut.
Eine gelungene Nachnutzung des traditionsreichen Gebäudes ist sicherlich die alte Volksschule von 1859. Das Künstlerehepaar Professor Harald Becker und Ingrid Becker haben sich 1974 nach eigener Aussage „bewusst für die Räumlichkeiten entschieden“. Sie gaben alles her, was die Maler für ihr Arbeits- und Wohnumfeld erwartete. Leider sind Harald und Ingrid Becker mittlerweile verstorben. Heute bewohnt die alte Schule ihr Sohn Felix Becker.
Ehem. Dorfschule im Winter 2023
Einrichtung der Schule
Vor dem Schulbau 1802 besuchten die Kinder von Waltringen die Schule zu Bremen. Am 26. Juli 1802 wurde die hiesige Schule gegründet. Zunächst wurde unterrichtet in einem kleinen Gebäude auf dem Hofe Theodor Voss. Im Jahre 1807 siedelten die Schulkinder in das Gebäude von Kasper Telgenbüscher über, welches an der Kreisstraße liegt. Im Jahre 1858 wurde dann die jetzige neue Volksschule erbaut. Das Schulgebäude ist einstöckig und hat außer der Schulstube die Lehrerwohnung. Die Schulstube liegt im westlichen Teil. Die Lehrer-Wohnung besteht aus einer Wohnstube, zwei Schlafstuben, eine Küche, zwei Keller und unter dem Dach ein größeres Zimmer und zwei Dachstuben. An das Schulgebäude ist das Wirtschaftsgebäude angebaut, welches aus einem Kuhstall, Schweinestall und Tenne mit Heuboden besteht. Das Schulgebäude führt die Hausnummer 6 und ist bei der Provinzial Feuerversicherung versichert. Im Jahre 1898 wurde das Schulzimmer mit einem neuen Fußboden mit Schutzdecke versehen. Im Jahre 1899 wurden die Schulbänke und Tische durchgeschnitten. Im März des Jahres 1900 wurde bei der Schule in einem Bohrloch eine Pumpe aufgestellt. Im Jahre 1905 wurde der Schulplatz mit Kohlasche belegt.
Im Jahre 1907-1908 ersetze man zwei schadhafte Stufen durch Sandstein. Auf Anordnung des Regierungs- und Schulrates Dr. Schäfer wurden die Bänke aus der Nord-Süd-Richtung in die Richtung von Osten nach Westen gestellt. Das Fenster aus der Nordwand wurde in die Westwand gestellt. Die Tür wurde umgeschlagen. Der Kleiderhaken wurde aus dem Schulzimmer entfernt und wurde im Flur angebracht. In den Pfingstferien bekam der Spielplatz eine Aschendecke. Die Dünger und Müllgrube, die neben der Toilette war, legte man durch eine Vertiefung im Erdboden an der Nordseite der Mauer in der Weide an. In den Sommerferien bekam das Schulzimmer einen grau-grünen Leimanstrich, die Holzteile einen Ölanstrich. Herr Jochheim besserte im Nov. den Fußboden aus. In den Weihnachtsferien versteigerte man die alten Schulbänke. Es wurde neue aufgestellt, die Herr Stellmacher Bernhard Severin aus Waltringen nach den Vorschriften des Kreisarchitekten Herrn Schade Soest angefertigt hatte.
Wissenswertes aus der Schulchronik
Der Name Waltringen wird zurückzuführen auf den früher auch noch jetzigen großen Waldbestand sein. Der Ort ist von manchen Sagen versponnen. Einen seiner älteren Namen
ist Heyen-Waltringen. Der Name allein ruft schon die Erinnerung von einer Zeit wach, da das Volk im Aberglauben die schrecklichsten Verbrechen beging. Der Richt- und Verbrennungsplatz soll nach Erzählungen der damals noch lebenden alten Leute der Dorfteich sein, der sich an der Kreisstraße befand. Einige alte Bräuche waren Neujahrssingen, Dreikönigssingen, Lütke Fastnacht singen, Hexen- und Werwolferzählungen.
Ich habe dieses aufgeschrieben, damit das aufgeführte in Erinnerung bleibt. Der Ort Waltringen muss nach Forschungen von Kreuzzügen und einer Schlacht berührt worden sein. Der Ort Waltringen kommt zuerst in einem Schriftstück des Jahres 1036 nach Chr. vor. Er wird da Waltringhouson genannt. Wie Lüttringhouson und Hünninghouson. Der Name Waltringen aus Waltringhouson lässt folgende Erklärung zu: Waltar oder Wolter wird der älteste eine Hofes für Lusonn Haus in dieser Gegend gewesen sein. Nach ihm erbte sein Sohn der kl. Walter oder Waltering (Verkleinerungssilbe) den Hof. Dann wurde die Aussprache abgeschwächt und es hieß Waltringsen. Der Name Waltringsen ist nachweislich von den alten Leuten in Gebrauch und auf dem Umschlag der Aktenmappe der Schule vorhanden. Der Name Waltringen befindet sich in einem Schriftstück von 1802. Aus Bequemlichkeit wurden viel Namen ausgelassen: Toufell-Kartoffel. Namen wurden abgeändert: Franz-Frass, Dümpelmann-Dümpelmer, Bankamp-Banger, Horenkamp-Hornkamp; Hellmanns Eberhard wurde zu Hellmann Ewer, Lehrerin zu Lährin.
Quelle: Schulchronik der Waltringer Schule
Schulort und Schulgemeinde
Der Schulort ist Waltringen. Die Schulgemeinde besteht aus Waltringen, Vierhausen, Waltringer Haar und das Rittergut Oevinghausen. Die Bewohner sind katholisch. Der Besitzer des Rittergutes Oevinghausen, Freiherr von Plettenberg, bekennt sich zur evangelischen Religion. Waltringen hat ungefähr 350 Einwohner und 58 Wohnhäuser. Die Bedürfnisse der Schule werden bestritten aus der Kommunalkasse Waltringen.
Der Ortsschülerverband besteht aus folgenden Herrn: 1. Pfarrer Grümer Bremen Präses, 2. Ehrenamtmann Schulte-Himmelpforten, 3. Landwirt Herrmann Kerstin, Waltringen 4. Bernhard Hollmann. Im Jahre 1872 bis 1895 war Herr Schulrat Schallarn, jetzt im Kreise Brilon Kreis Schulinspektor. Seit dem 1. Okt.1895 ist Herr Schulrat Wolf wohnhaft in Soest unser Kreisschul-Inspektor. Ortsschulinspektor Grümer starb am 31. März 1892. Am 2. Juni 1898 starb Schul-Vorstandsmitglied Bernhard Hollmann., dafür wurde Adolf Vohs von hier gewählt. Wie Ehrenamtmann Schulte verstorben war, wurde Fabrikbesitzer Kuhlhoff Niederense dessen Nachfolger. Der Nachfolger von Pfarrer Grümer wurde Pfarrer Steinhoff aus Ramsbek. Der durch die Verfügung königl. Re. Arnsberg am 24. Dez. 1903 gewählte Lehrer Hüsten zum ständigen Mitglied des Schulvorstandes. Für den verstorbenen Herrn Vohs, wurde Bernhard Kree im Jahre 1903 gewählt. Die Ausführung des Gesetzes vom 26. Juli 1906 betrifft die Unterhaltung der öffentlichen Volksschulen und wurde durch Gemeindebeschluss folgendes bestimmt. Der neuzubildende Schulvorstand soll für die hiesige Schulgemeinde, außer den gesetzlichen bestimmten Mitgliedern, dem Ehrenamtmann Kuhlhoff, Pfarrer Steinhoff und Gemeindevorsteher Keggenhoff, aus der Gemeinde eingesessenen bestehen. Es wurden gewählt: Herr Bernhard Kree, Bernhard Luig und der Freiherr von Plettenberg. Die Gewählten nahmen die Wahl an.
Quelle: Schulchronik der Waltringer Schule